Todsünden der Hotellerie Teil 1/2

Sie sind Hotelbetreiber oder Gastronom und Ihnen laufen die Kunden weg?
Der Kärntner Autor und Werbestratege Alois Gmeiner hat eine Todsündenliste der heimischen (und internationalen) Hotellerie und Gastronomie erstellt. Seine „böse“ und durchaus unterhaltsame Branchenkritik soll wachrütteln und motivieren, etwas an Ihrer Werbestrategie zu verändern. Wir sind begeistert von seinen todsicheren Tipps, wie man sich definitiv keinen neuen Gäste ins Haus lockt:


Todsünde 1: Ich bin der König meiner Gäste 
Motto: Ich weiß, was meine Gäste wollen! Eine der ganz großen Killerphrasen in der Gastronomie. Selbstherrlichkeit ist der erste Schritt in den Untergang. Wer von oben auf seine Gäste blickt, wie auf sein Volk, oder gar wie auf Untergebene, der darf sich nicht wundern, wenn er eben nicht mehr weiß, was seine Gäste wollen und warum immer weniger von diesen Gästen auch kommen? Vielleicht sollte man einfach mal nachfragen, warum die ehemaligen Stammgäste nicht mehr buchen? Die Antworten – und das garantiere ich – werden den König überraschen und demütig werden lassen. Scheinbar ging irgendwann mal, die Verbindung zu den Gästen verloren. Im täglichen Alltag kam das „Gspür“ abhanden. Das gilt es wieder zu finden, damit sich wieder der GAST als König fühlen darf.Tipp: Nicht selbstherrlich sein. Nicht alles besser wissen wollen. Ihre Gäste (und vor allem jene, die nicht mehr zu Ihnen kommen) sind der Gradmesser für die Änderungen, die gemacht werden müssen.

Todsünde 2: Wir machen das schon seit 50 Jahren so
Motto: Der Papa hat’s so gemacht, und da Opa auch! Schön für Papa und Opa, aber die Zeiten haben sich noch nie so schnell geändert, wie in den letzten 10 bis 20 Jahren. Vor 30 Jahren war „Dosenfutter“ für Touristen noch kein Problem – auch in der gehobenen Gastronomie. Heute ist das auf mittlere und längere Sicht der Todesstoß für die meisten Unternehmen. Warum soll ich 20 Euro für ein Essen bezahlen, wenn auf dem Teller Röstinchen oder Kroketten von der Metro oder von Billa liegen. Darauf gilt es zu reagieren. Und noch was – Opa und Papa wissen nicht mal, wie das Internet funktioniert – wie sollen die dann wissen, wie der moderne Gast funktioniert und der seine Urlaubspläne plant? Wissen Sie, wann ich selbst meinen letzten Urlaub aufgrund einer normalen Hotelanzeige gebucht habe – vor 20 Jahren. Meine Auswahlkriterien sind Homepage, Hotelsuchmaschinen, Presseberichte über „besondere“ Hotels oder Locations, und Google-Suche. Basta! Tipp: In die Zukunft denken – neue Ideen für neue Gäste! Je ungewöhnlicher, desto besser. Denn nur frische Ideen heben einen Betrieb aus der Masse hervor und machen ihn einzigartig!

Todsünde 3: Präsentation im Internet passt scho
Viele Gastronomen setzen immer noch zu sehr auf die „alten“ Medien – Prospekte und Broschüren. Klar, die sind wichtig. Aber in meinen Büchern schreibe ich derzeit ganz klar. Eine Homepage ist heute wichtiger als eine Visitenkarte. Denn eine Visitenkarte (oder eben auch einen Prospekt) kann ich nur einer einzigen Person „übergeben“. Meine Präsentation im Internet richtet sich an Tausende. Gerade war ich in Florenz und habe (natürlich im Internet) Hotels verglichen. Es ist für mich unfassbar, welche besch…. Fotos Hotels als Präsentation über ihr Haus ins Internet stellen. Teilweise sieht man den Fotos an, dass sie vor 20 Jahren aufgenommen wurden. Teilweise ist nicht mal das Bett sauber aufgebettet und voller Falten. Ja Himmel nochmal – wer soll denn da Lust bekommen, Gast zu werden? Als Low-Budget-Werbeprofi würde ich hier ansetzen und versuchen – mit einfachen Mitteln – die Zimmer aufzupeppen und einmalig zu machen. Das mache ich gerade Zimmer für Zimmer im Kinderhotel Sailer in Tirol. Die etwas abgewohnten Zimmer werden Kindgerecht modernisiert – und zwar ohne teure Neuanschaffungen – nur mit etwas Kreativität (sie würden staunen, was da alles mit ein paar Hundertern möglich ist).Tipp: Vielen Gastronomen ist es immer noch nicht klar, aber eine Homepage ist ihre weltweite 24 Stunden, 7 Tage die Woche und ganzjährige Präsentation nach außen. Also, machen Sie was draus. Eine HP ist – richtig eingesetzt – eine Goldgrube, oder – falsch eingesetzt – ein Todesstoß. Zeigen Sie Videos – zeigen Sie schöne, ungewöhnliche Fotos – zeigen Sie das Besondere – sie müssen es nur suchen.

Todsünde 4: Jagt die Ideen aus unseren Dörfern
Motto: Und aus unseren Köpfen, möchte man dazu sagen. Gerade jene, die sich über den neuesten Wagen und seine vielen Features und kleinen Besonderheiten freuen, sind die Stursten, wenn es darum geht, neue Ideen für die eigenen Gäste zu akzeptieren und zu finden. In Tirol war ich Ideengeburtshelfer, um aus einem 08/15-Hotel ein Heu-Hotel bzw. Stoamandl-Hotel zu machen. Ohne Ideen geht es heute nirgendwo. Bleiben Sie am Puls der Zeit – sehen Sie sich um – machen Sie auch selbst Reisen in Tourismus-Hot-Spots und LERNEN Sie! Ich warte immer noch auf die Möglichkeit in Salzburg ein „Sound of Music“-Hotel zu erschaffen oder in Wien ein Sissi-Hotel mit allem kitschigen Drum und Dran. Ich habe gerade gelesen, ein innovativer chinesischer Geschäftsmann verkauft in Wien Urnengräber an seine Landsleute, die direkt neben den Gräbern berühmter Musiker liegen. Tolle Idee – aber haben Sie eigentlich schon eine Idee, um aus der gelben Gefahr eine gelbe Einnahmequelle zu machen? Denn die Chinesen werden immer kaufkräftiger und werden in einigen Jahren die Russen und Deutschen als Gäste ablösen.Tipp: Lassen Sie sich inspirieren. Die Ideen liegen buchstäblich auf der Straße – man muss sich aber bücken oder darf sie nicht einfach übersehen.

Todsünde 5: Der neue Gast? Kenn ich nicht, will ich nicht!
Ein Dach über dem Kopf – mehr wollten die Gäste früher nicht. Heute sieht die Sache schon anders aus. Es geht soweit, dass die Gäste heute sogar für ein Hotel zahlen, das KEIN DACH über dem Kopf bietet, sondern innovative neue Schlafplätze. Egal ob in Eishöhlen, auf Baumhäusern, in Betonröhren, in Waggons oder LKWs. Denken Sie quer – oder lassen sie quer denken. Je ungewöhnlicher, desto besser – vor allem für die PR-Arbeit.
Tipp: Wichtig – denken Sie bei diesen „skurrilen“ Ideen niemals an den Umsatz mit dieser Idee. Die Idee eine Eishöhle, ein Baumhaus, einen ehemaligen Schützengraben (wir haben immer noch 100 Jahre 1. Weltkrieg) oder einen Heustadel für die Übernachtung Ihrer Gäste einzurichten, wird Ihnen nicht die Taschen füllen, aber es sind einfache, meist sehr günstige Ideen, um die Presse auf sich aufmerksam zu machen. Und damit hat sich der Aufwand wieder gelohnt, denn viele kommen dann gerade deshalb in ihr Hotel, um eine Nacht in einem typischen Schützengrabenunterschlupf zu übernachten.

Neue Todsünden folgen in den nächsten Tagen im 2. Teil der Todsünden in der Hotellerie…

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